







Im Klanghimmel
Ich erinnere mich an den abgedunkelten Raum. In ihm waren nur die einzelnen Displays und Kontrollleuchten zu sehen und die schemenhaften Umrisse der Gegenstände. Das typische Erdbrummen der Verstärker im 50 Hz-Rhythmus des Wechselstroms erfüllte die schale Luft. Die Kabel der Geräte breiteten sich wie Lianengewächse zu einem Dschungel aus. Astweise ragten die Stative von Mikrophonen und Schlagzeug in den dunklen Betonhimmel unseres Bandraums. Darin wir, die sich wie Sterndeuter bewegten, auf ihrer Suche nach dem Weg durch Zeichen der Nacht.
Und das Dunkel erhellte sich weniger durch Lichter als viel mehr mit Klängen und Geräuschen: Das Knacken eines Schalters, das Klippen eines Verstärkers, das sonore Schwingen der Phaser, des Chorus, des Flangers. Selbst der Griff zur Gitarre, den Finger auf der Saite, veränderte den Klang des Brummens, machte diesen lebendig und erwartungsvoll.
So begannen unsere Proben. Was andeutungsweise wie die Suche nach einem neuen Bethlehem klingt, war eher ein Ringen um die eigene Inspiration, welche auch noch so profane Zeichen umdeutete: Das Brummen wurde Rhythmus, das Display zum Navigator in exotischen Welten und die Kontrollleuchten wurden zu Brandungsfeuern ferner Küsten.
So spielten wir uns dem Seil der eigenen Phantasie entlang hin zu neuen Ufern.
CD Covers
Eine Netztspur...Klick!

Oft entstand etwas auf Anhieb. Wundersam öffnete sich Atmosphärisches, dem Sesam aus ,Tausend und einer Nacht‘ gleich.
Die Band lebte von den einzelnen Mitgliedern. Unsere Werke entstanden fast ausnahmslos durch Ideen, die der einzelne einbrachte. Jedoch nur im Schmelztegel der Band formten sich diese Ideen zu einem expressiven Ganzen.
Meine Bandzeit mit Släng (vormals Bobo Tap) begann im Jahre 1982 und endete mit der Auflösung im Jahre 1994. Eine biographisch wichtige Dekade, die ich nicht missen möchte. Unzählige Stunden Musik im Übungslokal und an Konzerten prägten das Lebensgefühl meiner Zeit. Wir kannten die damalige Musikszene und wurden selbst Teil dieser.
Mein Entscheid, Mundart-Rock zu spielen, fiel bereits in den 70er Jahren und ist verwurzelt in der Musik von Polo Hofer und Hanery Amman, die ich als Jugendlicher an einem denkwürdigen Konzert in der Tuchlaube Aarau erleben durfte.
Wenn Sie sich Zeit zum nostaligschen Rückblick nehmen - klicken Sie auf den SLÄNG-Kleber und danach auf die Audiodatei mit meiner Geschichte «zum Glück dass niemand weiss»…
Im Klang der Worte
Welche Lieder begleiteten mich in meinem Leben?
Wieviele Klänge und Motive lassen unsere Herzen niemehr los?
Welche Partnerschaften gingen diese Klänge ein?
Welche Bilder werden durch Klang in uns erst sichtbar?
Welche Düfte und Gefühle sind unzertrennlich mit Klängen verbunden?
Was wäre unser Universum der bereinigten Erinnerungen ohne den Filter unserer Lieder?
Sei es in der Tiefe unserer Sorgen oder in der Höhe feierlicher Freuden: Überall spielt Klang, lässt Körper vibrieren, reisst uns mit in die Lebensströmung oder wirft uns als Strandgut in die Fernen.
Doch Klänge verlieren sich – wir sind die Hirten, welche diese immer wieder zusammentreiben müssen, um unser Leben erklingen zu lassen.
Nicht umsonst nennen wir uns „Person“ - per | sonare* - wir wollen durchklungen sein.
–––––
* Etymologie - griechisch πρόσωπον, prosopon (das. was man sehen kann, Antlitz)
„Das Schlimmste, was einem Lied widerfährt, ist Stummheit“.
Nach Notizen meiner Tagebücher – 11. August 2018, 15:15


Um die Songtexte 01 - 13 als PDF zu lesen, bitte auf die CD Klicken
Zum Projekt 'im Klang der Worte'
Die Setzung der Gemeinsamkeit fordert unverzichtbar die Einsamkeit:
Zu meinem Rückzugsgebiet gehörte stundenlanges Spiel auf allem, was Tasten hatte. Musste ich noch als Kind jene fürchterlichen fremdbestimmten Klavierübungen von «Kugler» über mich ergehen lassen, so unterlief ich den formalen Unterricht mit zunehmender Lust an eigenem Erproben und Kombinieren der schwarzweissen Welt der Tastatur.
Oft konnte ich von meinem Jugendfreund Fredy, der mir in Sachen Musik immer einen Schritt voraus war, einen Tivoli (dem legendären Mini Moog gleich) oder einen Roland Analog-Synthesizer ausleihen.
Ich erinnere mich an die schönsten Sommertage, die dann in meinem Zimmer mit Holzklavier und Synthesizern vorüberzogen. Diese Selbstvergessenheit, diese Wahrnehmungsferne, diese Ungestörtheit in einem Meer an Zeit war das Erleben des augustinischen «Augenscheins» oder des 'csikszentmihalyischen' «Flow».


Mit anderen Worten:
Ein Stück spielerische Kindheit, ein Stück göttliche Unverfügbarkeit, die ich mir in die Jugend und ins spätere Erwachsenenleben mitnahm.
Im Sommer 2018 anlässlich der Vorbereitung meines langjährigen Lyrik-Projekts, überfiel mich unerwartet der Reiz, einzelne Gedichte zu vertonen. Im Zeitraum Juli bis Dezember 2018 ergaben sich die Pianosongs, welche hier zum Hören bereitstehen. Es sind Flügelaufnahmen mit direktem Gesang und Spuren aus Logic Pro X.
Im Zwischenraum — Ein Blick zurück in die Ära mit SLÄNG
