«aufbruch zurück»

Zum Glück, dass niemand weiss...

Felsenzinne

Ignition

So wie eine Kirschenernte uns zum Einkochen der Früchte auffordert, auf dass der flüchtige Sommergruss der Welt in den Einmachgläsern der Zeit sich konservieren möge, gleicht meine Suche dem naiven Glauben, man könne die Welt mit Worten ergreifen. Doch wir wissen alle, dass die Kirschen-Marmelade nicht die frische Frucht am Baum ist.


«Wie haben Sie die Zeit in der DDR erlebt?


Ganz toll. Es war sehr, sehr, sehr toll.

Toll?




Ja, soll ich sagen, mein Leben war scheisse?


Sie haben gute Erinnerungen an die DDR?

Aber ja, Tausende, Millionen, Milliarden. Das war ja schliesslich meine Kindheit und Jugend, das war der Anfang meines Lebens.»


                  Interview mit Nina Hagen: SZ 6_10_2013 p.23



ISBN 978-3-033-04304-6


Hörgeschichten, drei Auszüge der 27 biografischen Fundstücke aus der Jugendzeit:

Ein Aufbruch zurück


Meine erzählerische Landschaft ist getragen von den Schichtungen der Tiefe. So sind die 27 biografischen Fragmente im geologischen Sinn Ortungen und Ober- flächenaufschlüsse in eine Zeittiefe der letzten vier Jahrzehnte. Sie verschränken damit Perspektiven meines Werdens.

Ich habe Knäuel miteinander verwobener Worte, Bilder, Geschichten und Fragmente durchdrungen und bin dabei auf Karawanen gestossen, die durch den vieldeutigen Treibsand meines Gedächtnisses ziehen.

Keine der Geschichten hat sich so zugetragen, wie das Niedergeschriebene uns zu glauben verführen will. Meine Erinnerungen und bereits die unmittelbaren Wahrnehmungen sind von der Zeit erodiert worden.

Erlebnisse und Erfahrungen haben sich als Moränen- landschaft in meinem Gedächtnis abgelagert und verzeichnen das Gewesene.

Aus dieser umgeformten Landschaft beziehe ich Identität und verarbeite Erlebtes. So wird das Narrative zu einem Konstruktionsprozess, der seiner eigenen Logik folgt.

Die Faltungen neuer innerer Gebirge erweitern sich zu solitären Landschaftskonstruktionen, die mich durchdringen.

Die notwendige Erschliessung zum Gegenüber bezieht ihre Kraft durch die Anschlussfähigkeit unserer gemeinsamen Fantasie.

                                                                           1. Juli 2013 - 20:55

Noseproduction